Die Neuaufstellung der 389.ID 1943 in Frankreich

von Gerhard D., Angehöriger dieser Division

In diesem Bericht sind meine persönlichen Erlebnisse und Eindrücke sowie Niederschriften aus dem Kriegstagebuch Nr. 2, Abt. Ia  ( im folgenden mit KTB bezeichnet ) und Kriegstagebuch der 6. Armee.

Ungewissheit, doch schnelle Klärung

Es war etwa der 20. Februar 1943.
Nach einem Kurzurlaub musste ich wieder zu der Genesungskompanie in Saporoshje zurück
Mir war bewusst, dass mein Aufenthalt dort nur von kurzer Dauer sein würde. Die 389.ID existierte nicht mehr, wo werde ich wohl landen ? Diese Frage hatte mich schon beschäftigt. Jedoch konnte mich das nicht wesentlich einschüchtern, besaß ich doch das nötige Selbstvertrauen.In Lemberg/Polen war für alle Urlauber halt, auch für mich.
 Hier wurden Einheiten zusammengestellt, die wieder  im Osten zum Einsatz kommen sollten.In der Einheit, der ich zugeteilt war, waren fünf Mann, die der 6.Armee angehörten und jeder einer anderen Division.. Es hieß, die Angehörigen der 6.Armee kommen zur Neuaufstellung ihrer Division in den Westen.So kam es auch, und das war für uns Betroffenen eine freudige Situation. Die Ungewissheit, wo ich mal landen werde, war somit beseitigt. Diese fünf Mann erhielten einen Marschbefehl zur Frontleitstelle Paris.
 

Wieder in Frankreich

Die Fahrt ging von Lemberg nach Paris, der Weg führte uns auch durch Lothringen, durch Metz. Es war zwei Jahre her, dass ich hier mit mehreren Kameraden der 389.ID, Kameraden meines Bataillons, meiner Kompanie, beim Reichsarbeitsdienst neben Arbeit an früheren Verteidigungsanlagen auch militärische Ausbildung absolvieren musste. Diesmal führte der Weg weiter westlich. In Paris angekommen, gab es für diese fünf Mann jeweils einen weiteren Marschbefehl zu den jeweiligen Standorten zwecks Neuaufstellung ihrer Division. Mein Zielstandort war St. Lo in der Normandie. Es war Ende Februar / Anfang März 1943. In St. Lo war ein kleiner Auffangstab vorhanden  ( ein Oberst und zwei Unteroffiziere ), dieser kam von der 319.ID, die auf der Insel Jersey stationiert war.  Es ging gleich weiter nach Villers-Bocage. Im KTB ist unter dem 28.2.43 nicht von einem Auffangstab, sondern von einer Auffangorganisation gesprochen. Ich erfuhr, dass ich der fünfte Ankömmling der 389.ID sei; das deckt sich auch mit der Angabe KTB unter 2.3.43.
Zu meinem Vorteil, in meinem Soldbuch war als Einheit `Stab 389.ID` eingetragen. Wie hätte ich als junger Spund von 21 Jahren die Zugehörigkeit zum Divisionsstab auch glaubhaft machen können? Und so blieb ich auch in diesem Stab, zunächst bei Oberst Pauli und dann im Stab des jeweils leitenden Offiziers, zuständig für Karten und allem, was damit zusammenhing. Fast täglich trafen Kräfte ein, teils neu zugeführte, teils Kräfte aus der alten 389.ID. Es war schon ein beachtlicher Organisationsaufwand, der bewältigt werden musste.
Die Einheiten wurden zunächst zu einem ´Regiment Pauli z.b.V.´ zusammengefasst. Im März verlässt Oberst Pauli diese inzwischen größer gewordene Einheit. Die folgenden Kommandeure wechselten recht oft. Anfang April kam Generalmajor Kruse. Ab diesem Zeitpunkt wurde nicht mehr vom Regiment Pauli z.b.V., sondern von einer ´Kampfgruppe´ gesprochen. Generalmajor Kruse war nur kurze Zeit anwesend, ab Mitte April traf Oberst i.G. Gerlach ein und übernahm das Kommando der 389.ID, deren Aufstellung inzwischen befohlen wurde.
Am 19.04.1943 traf der neue Ia der Division, Oberstleutnant i.G. Lechler, in Villers-Bocage ein.
Einen Tag später kam der Stab der aufgelösten 298.ID in Vire an, der als Stab der aufzustellenden 389.ID fungieren sollte. Dieser neue Stab hatte kein Personal für die Kartenstelle, sodass ich diesem neuen Stab mit angehören sollte, ich blieb aber vorerst noch in Villers-Bocage. Am 12.05.1943 kam der Befehl zur Verlagerung der inzwischen aufgestellten Verbände der 389.ID in den Großraum St.Lo. Diese Verlagerung vollzog sich auch umgehend. Mit dieser Aktion zog auch der Divisionsstab von Vire nach Canisy. Im KTB ist unter dem 20.5.43 nur der Ort Canisy genannt, das betrifft den neuen Standort des Divisionsstabes. Auch ich wechselte mit nach Canisy. Der Stab nahm Quartier im Chateau de Canisy


Strichzeichnung mit dem Text Stabsquartier 1943


aktuelle Luftaufnahme

 

An anderer Stelle hatte ich erwähnt, dass auch die beiden Angehörigen der Kartenstelle, die 1942 vom Divisionskommandeur im Raum Stalingrad in Urlaub geschickt wurden, in Canisy eintrafen. Ein weiterer Kartenzeichner kam hinzu und noch ein Fahrer mit einem Kleinbus, speziell für die Kartenstelle. Für die Verbände der noch in Aufstellung befindlichen 389.ID bestand die wesentlichste Aufgabe in der ständigen Einsatzbereitschaft, neben der zügigen Aufstellung zur Voll-Division, der weiteren Bewaffnung und Vervollständigung der Ausrüstungen sowie der Ausbildung der Truppen. Gegen Ende Juli 1943 war die Neuaufstellung der 389.ID im Wesentlichen abgeschlossen.
 

Wo wird die neu aufgestellte 389.ID zum Einsatz kommen ?

Am 30. Juli 1943 wurde die Division für einen Einsatz vorgewarnt, verblieb aber zunächst, wegen der Gefährdung der Kanalküste, in ihrem bisherigen Raum. Am 01. August 1943 fiel eine Entscheidung, wonach die Division nach Südfrankreich, in den Raum Marsaille, verlegt wird. Für alle, die schon in Russland im Einsatz waren, war das eine angenehme Variante. Am 02. August 1943 fuhr ein ´v.P.´, dem auch ich angehörte, in Richtung Südfrankreich. ( v.P. = vorauszubeförderndes Personal ) Im Allgemeinen war hier der Begriff  ´ Vorkommando ´ üblich. Diesem  ´v.P.´ gehörten 2 Offiziere und  6 Mannschaftsdienstgrade, einschl. Fahrer, an. Auf dieser Fahrt im offenen Pkw, bei herrlichem Sommerwetter, konnte man den bevorstehenden Einsatz und den Krieg überhaupt vergessen. In Tours wurde das v.P. gestopt und zurück nach Canisy befohlen. Am 04. August 1943 beantragte der OB West beim OKW, die 389.ID solange wie möglich als Reserve hinter der Kanalküste behalten zu dürfen, was vom OKW auch bestätigt wurde.

An der italienisch – französischen Front hatte sich eine neue Situation ergeben. Der OB West schlug am 11. August als Variante dem OKW vor, die 60. Pz.Gren.Division an der südfranzösischen Küste durch die 389.ID abzulösen. Es ist hier nicht bekannt, wo exakt die 60. Pz.Gren.Div. im Einsatz war, in jedem Falle aber an der südfranzösischen Küste. Nein, so kam es aber nicht. Die 389.ID blieb an ihrem Standort.

Am 13. 9 43 traf der OB West in Vire ein ( der Besuch war angekündigt ). Er ließ sich im Sonderzug vom Kommandeur der 389.ID über den Zustand der Division berichten. Die Fahrt ging weiter nach Canisy, am Folgetag fuhr der OB West von Canisy wieder ab. Drei Tage später, am 16. September 1943, erhielt der OB West den Befehl, vom 20.9 an die 389.ID  für die Verwendung im Osten fertig zu machen. (Die letzten Schilderungen sind im Wesentlichen aus den Aufzeichnungen des Kriegstagebuches der 6. Armee entnommen. ) Nun doch wieder nach Russland! Am 20.09.1943 fuhr der erste Zug nach dem Osten ab. Es war wieder ein ´v.P.´, diesmal Vertreter aller Einheiten der Division, auch ich gehörte dem v.P. wieder an.Die Überführung der Verbände der Division nach Russland erfolgte zügig. Es ging in den Raum zwischen Tscherkassy und Krementschug am Dnjebr. Auf der Fahrt nach Russland erkrankte der Ia der Division, Oberstleutnant i.G.Lechler. Im neuen Einsatzgebiet kam als neuer Ia Oberstleutnant.i.G.Meier-Welcker.
Die 2. Einsatz – Etappe in der Geschichte der Division begann.

 

 

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